Projekt Nachtlandschaften im Naturpark Hochmoor Schrems
Projektstart 2023
Einleitung und Zielsetzung
Der Naturpark Hochmoor Schrems, ist Modellregion im Projekt „Nachtlandschaften in Naturparken – Potenziale in Österreichs Naturparken zur Reduktion der Lichtverschmutzung zum Schutz der Biodiversität“ des Verbands der Naturparke Österreichs (VNÖ). Dieses Projekt setzt sich für die Reduktion von Lichtverschmutzung und den Schutz der natürlichen Nacht ein. Ziel ist es, die Biodiversität zu bewahren, die Wichtigkeit der Nacht zu kommunizieren, die Gesundheit für Mensch und Tiere zu fördern und die Faszination des natürlichen Sternenhimmels wieder ins Bewusstsein zu rücken. Der Naturpark Hochmoor Schrems nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein und entwickelt innovative Ansätze für den Nachtschutz.
Hintergrund und Herausforderungen
Lichtverschmutzung beschreibt die Abstrahlung von künstlichem Licht, die den Nachthimmel aufhellt und natürliche Systeme stört. Natürliche Phänomene wie ein Vollmond zählen nicht zur Lichtverschmutzung. In den letzten zehn Jahren hat die Lichtverschmutzung im Naturpark Hochmoor Schrems um alarmierende 162 % zugenommen – eine der höchsten Raten in den Naturparken Österreichs. Diese Entwicklung beeinträchtigt:
Tiere: Dämmerungs- und nachtaktive Arten, insbesondere Insekten, Säugetiere und Vögel, verlieren ihre Orientierung, sind bei der Fortpflanzung oder Nahrungsaufnahme gestört und können auch an den Folgen von Lichtverschmutzung verenden.
Pflanzen: Wachstumszyklen verschieben sich, was Ökosysteme destabilisiert. Pflanzen können auch schneller altern.
Menschen: Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus durch nächtliche Beleuchtung erhöhen das Risiko für Schlafstörungen und führen zu gesundheitlichen Problemen.
Kultur: Der Sternenhimmel, ein kulturelles Erbe, verschwindet langsam am Himmel durch Überbeleuchtung.
Modellregion Naturpark Hochmoor Schrems
In der Modellregion wird die Lichtverschmutzung wissenschaftlich untersucht und es wird gezeigt wie sie praktisch reduziert werden kann:
Messungen und Analysen:
- Erhebungen und Nachthimmel-Messungen durch bodengebundene Allsky-Aufnahmen und Roadrunner-Messungen, welche durch Satelitendaten ergänzt werden
- Analysen zeigten als stärksten Lichtquellen, Schrems, Gmünd und Heidenreichstein.
- Identifikation von "Dunkelheitsoasen" und stärker belasteten Zonen.
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit:
- Das Naturparkzentrum UnterWasserReich sensibilisiert mit Vorträgen zum Thema, Nachtführungen und Bildungsprogrammen zur „Langen Nacht der Naturparke“.
- Workshops für Gemeinden, Betriebe und Naturvermittler*innen sensibilisieren für die Bedeutung dunkler Nächte.
- In der Naturparkschule NMS Schrems wurden interaktiv die Wichtigkeit der Nacht und die Grundsätze von richtiger Beleuchtung vermittelt.
- Pressearbeit auf diversen Kanälen
- Teilnahme an einer Podiumsdiskussion im Rahmen einer Fachtagung, um das Thema Lichtschutz österreichweit zu fördern.
Handlungsempfehlungen für eine nachtgerechte Beleuchtung:
- Die Umrüstung auf abgeschirmte, warmweiße LEDs.
- Die Verwendung von zielgerichteter Beleuchtung und Dimmung.
- Förderung intelligenter Steuerungssysteme und Bewegungsmelder.
- Anpassung der Lichttemperatur auf maximal 3000 Kelvin, um den schädlichen Blauanteil zu reduzieren.
- Bewusstseinsbildung für eine minimalistische Beleuchtung, die nur das Notwendige erhellt.
- Aufzeigen von problematischen Beleuchtungsstilen
- Garten und Weihnachtsbeleuchtung reduzieren bzw. mit Zeitschaltung versehen
- Energie und Geld sparen durch smarte Beleuchtung
Perspektiven und Ausblick
Trotz der alarmierenden Entwicklung gibt es Grund zur Hoffnung: Lichtverschmutzung lässt sich nämlich vergleichsweise einfach rückgängig machen. Der Naturpark Hochmoor Schrems möchte zukünftig vorführen, dass gezielte Maßnahmen schnell Wirkung zeigen können und zugleich Energiekosten bedeutsam reduzieren. Ein regionales Lichtmanagement und die enge Zusammenarbeit mit Gemeinden, Unternehmen und Bürger*innen machen den entscheidenden Unterschied für Mensch und Natur.
Durch den Schutz der natürlichen Nacht stärkt der Naturpark seine ökologische Bedeutung und wird zugleich ein Vorbild für nachhaltigen Tourismus und Nachtnatur-Bildung. Der noch finstere Naturpark mit der Himmelsleiter könnte zu einem Anziehungspunkt für Sternenbeobachter und Naturliebhaber werden und einen Mehrwert für die Region schaffen. Es soll gezeigt werden, dass eine Balance zwischen guter und notwendiger Beleuchtung und dem Schutz der Nacht und Ihrer Lebewesen möglich ist und man gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Zukunft entwickeln kann.
Weitere Schritte sind eine Fortführung der Vermittlung der Wichtigkeit der natürlichen Nacht mit Veranstaltungen und Medienarbeit, als auch das initialisieren und betreiben von zwei Sky Quality Meter Messstationen (durch Sponsoring finanziert) im Naturpark um die Datengrundlage zu verbessern und permanentes Monitoring zu betreiben.
Zudem sind wir mit einem namhaften Großhandelskonzern im Gespräch über nächtliche Beleuchtung im Filialnetzwerk.
Mehr Informationen zu diesem Projekt finden sich unter: www.naturparke.at/ueber-uns/landschaften-voller-leben/nachtlandschaften-in-naturparken